CDSERIE
DIE GEHEIMNISSE DER ENTWICKLER
mehr das Glück, dass nicht nur Platten-
spieler wieder richtig angesagt sind, son-
dern der Trend auch zu hochwertiger
Kopfhörerwiedergabe geht. Angeführt
von Sennheisers rund 1000 Euro teurem
HD 800 ist in den letzten zwei Jahren ei
ne neue Top- Liga in diesem Segment ent-
standen. Und niemand will diese Edel-
hörer an 08/15-Ausgängen betreiben.
Stehen geringste Klirrfaktoren und In-
termodulationen ohnehin in Lehmanns
Pflichtenheft, sind Verstärker für Kopf-
hörer in dieser
Hinsicht beson-
ders anspruchs-
voll.
„Da
der
Schall sehr dicht
am Ohr entsteht |
und die Umge-
bungsgeräusche
deutlich
redu-
ziert sind, müs-
sen solche Artefakte der Elektronik so ge-
ring wie möglich gehalten werden, um
Lästigkeiten und Ermüdungserscheinun-
gen vorzubeugen“, weiß der Besitzer
mehrerer Kopfhörer zu berichten, mit de-
nen er gerne tief in die Musik eintaucht.
„Das ist das Faszinierendste an dieser Art
des Musikhörens - wenn nichts stört.“
Auch aufgrund der hohen Impulstreue,
zu der die leichten Kopfhörermembranen
fähig sind, gleicht der Genuss einem „Hö-
ren wie mit der akustischen Lupe“. Das
macht die Sache so kritisch und schraubt
die Anforderungen an den Verstärker in
die Höhe. Das alles will bedacht sein. War
Norbert Lehmann am Anfang seiner Ent-
lm nächsten Heft:
Beim Entwickeln
setzt Lehmann auf
spezielle Computer-
Programme, um
seine Schaltungen
zu optimieren
Oie Versorgung ist
Lehmann so wich-
tig, dass beim rund
800 Euro teuren
Black Cube SEII das
Netzteil (u.) größer
ist als der Phono-
Amplu.r.) selbst
ter Störschutzschirmwicklung, wodurch
unabhängig von der Netzsteckerposition
nur sehr niedrige Potenzialspannungen
entstehen, was geringe Ausgleichsströme
zwischen den Komponenten ermöglicht,
die wiederum der Klangqualität zugute-
kommen.
Dass Tonabnehmer nur dann ihr gan-
zes Können entfalten, wenn sie elektrisch
richtig abgeschlossen sind, weiß der Ent-
wickler längst. Deshalb sind alle Phono-
Amps von Lehmannaudio in Verstär-
kung und Impedanz individuell anpass-
bar - oft sogar vielstufig. Das Spitzenmo-
dell ist der Silver Cube für 3500 Euro. Ein
Preis, für den sich der Firmenchef bei-
nahe schämt. „Doch in dieser Qualitäts-
klasse gehören wir garantiert zu den
Günstigsten“, beeilt er sich zu beteuern.
Was künftige Produkte angeht, lässt
Norbert Lehmann sich nicht in die Kar-
ten gucken. Er verfolgt die Diskussion um
die symmetrische Signalverarbeitung von
MC-Tonabnehmern. Ein entsprechendes
Gerät fehlt noch im Portfolio. Auch ein
externer D/A-Wandler wäre ein interes-
santes Projekt für den Meister der klei-
nen Form. Inklusive pfiffiger Detaillö-
sungen, versteht sich.
Matthias Böde
Wicklerkarriere vor allem auf der Su-
che nach funktionierenden Schaltungen,
bei denen die Studiotechnik oft auch auf-
hört, „kommt man später über die Mate-
rialauswahl und andere Experimente da-
rauf, welche Bauteile einfach besser klin-
gen als andere und in welchem Umfeld
sie optimal arbeiten. „Da findet man vie-
le signifikante Unterschiede - bei prak-
tisch identischen Messwerten.“
Niedriges Potenzial, bitte!
Das ist nichts Geheimnisvolles oder gar
Voodoo, sondern schlichte Erfahrung.
Kernbauteile von Lehmannaudio sind die
Ringkerntrafos mit auf Schutzerde geleg-
Lehmannaudio ist
auch bei den Profis
angesagt. So
arbeiten etwa die
Musiker der Heavy
Metal-Band „Blind
Guardian" mit sei-
nen Kopfhörerver-
stärkern. Für Sän-
ger Hansi Kursch
(I.) zählen dabei die
hohe Auflösung und
plastische Raumab-
bildung: „Auch in
sehr komplexen
Passagen behält
man den Überblick"
Es wird noch kleiner: WBT-Chef
Wolfgang B.Thörner gibt Einblicke in
die faszinierende Welt der Steck-
verbinder und erklärt, warum sie so
deutlich den Klang beeinflussen.
30 STEREO 3/2012